Der Höllenritt …

Heute ist Abflug nach Neuseeland (31.03.). Morgens um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Keine 5 Minuten später hat uns Jenny beide auf der Palme. Kinder haben einen angeborenen Sinn für Timing. Im Rückblick war das allerdings das kleinste Übel des Tages.

Am Flughafen angekommen, suchen wir wieder guten Mutes den Online-Check-in auf. Wir haben wieder Glück, unser Gepäck von insgesamt 78 kg (erlaubt: 60 kg) wird einfach eingetütet.
Nach dem Einchecken geht es zum letzten Mal in die Raucher-Lounge. Der Name ist ziemlich hochtrabend für ein ca. 3×5 m grosses Aquarium, dessen gegenüberliegende Wände man aufgrund des Qualms nur schemenhaft erkennen kann. Dunstabzüge laufen genauso geräuschvoll wie sinnlos auf Hochtouren. Hier also werden wir die letzten Züge als Raucher tun …
Zigarettenschachteln und Feuerzeuge werden Minuten später symbolträchtig unter den Mitrauchern verteilt. Wir fühlen uns schon viel besser ;-(

Der Flug von Dubai nach Auckland ist nicht die helle Freude. Da wir auf der Route Frankfurt – Auckland nur Zusteigen, sind alle besseren Plätze schon belegt. Wir haben dafür kurze Wege zu den Toiletten und eine unnachgiebige Trennwand im Rücken, die Liegepositionen nicht zulässt.

Falls es einer genau wissen will: bei www.seatguru.com sind es die ROT markierten Plätze gewesen … man gibt dort Fluglinie und Flugzeugtyp an und kann sich die Sitze und deren Vor- und Nachteile genau anschauen. Von Frankfurt nach Dubai hatten wir Grün. Naja – man überlebt natürlich auch auf den roten Plätzen. In Melbourne gehen wir mit allem Handgepäck erneut durch Zoll + Security und Teilen unseres Nagelnecessaires (neu von Zwilling, ganz billig) verlustig. Ein bisschen Schwund ist halt immer.

Überhaupt die Sicherheitsvorschriften:

Letzten Oktober mußten wir in Heathrow mit einigen Tausend anderen Reisenden synchron die Schuhe ausziehen und röntgen lassen, weil Terroristen „massenhaft“ Schuhbomben einsetzten. Wenn Terroristen demnächst wie Drogenkuriere ihre Bomben in Kondomen verpackt in Körperöffnungen transportieren, bin ich auf die Gegenmaßnahmen wirklich gespannt 🙂
Heute scheint der Terrorist von Welt auf Flüssigsprengstoffe umgestiegen zu sein. In Frankfurt durfte man pro Person 100 ml pro Produkt und max. 1 Liter pro Person in separate Beutel verpackt mitnehmen. Dem gemeinen Gefrierbeutel wird offenbar mythische Unzerstörbarkeit nachgesagt. Nur so ist eine solche Maßnahme erklärbar.

In Frankfurt konnten wir unsere Tube Semtex – Pardon Elmex mit 150 ml (wir waren ja zu Dritt) problemlos durch den Zoll mitführen. In Dubai – 4 Tage später – hatte es sich wohl herumgesprochen, dass auch kleine Mengen über 100 ml gefährlich sein können, weshalb unsere volle 3-Mann-Tube konfisziert wurde.
Terroristen sollten daher darauf achten, jeweils eigene Kulturbeutel mitzuführen, um die Einfuhrgrenzen voll ausschöpfen zu können.
Eine höchstens viertelvolle Tube Eisgel ereilte das Schicksal in Melbourne kurz vor dem rettenden Ufer. Begründung: Da steht „150 ml“ drauf.

Ähnlich erging es unserer Hautschere aus dem Nagelnecessaire, die mit einer Klingenlänge von 9 mm bis Melbourne zum Rambo-Messer mutiert war.
Sonstige Verluste hielten sich bis dahin in Grenzen. Lediglich unsere Füsse sind auch 3 Tage nach dem Flug noch dermassen geschwollen, wie wir es bisher nur von Stephans 91-jähriger Oma kannten.

01.04.2007: Am Flughafen in Auckland wurden wir von Marina, einer Deutschen empfangen. Marina lebt seit 5 Jahren mit ihrem Mann Malcom in NZ und wurde uns von unserem Einwanderungsberater empfohlen.
Wir hatten ein paar Tage vorher das Gefühl, es wäre gut, wenn uns jemand in Empfang nimmt. Nicht, dass wir uns das Ankommen nicht zugetraut hätten, es wäre sicher von edlem Pioniergeist druchdrungen und überhaupt sehr tapfer gewesen, alles alleine wie Hänsel und Gretel zu machen. Wir waren bei der Ankunft groggy und geschlaucht (auch dank der geruhsamen Tage in Dubai …) – da war es einfach schön, abgeholt zu werden.

Die Einreise ging sehr freundlich und nett vonstatten, manche Leute aus den Foren hatten vor der Einreise richtiggehend gewarnt. Vermutlich geht es einfach glatt, wenn man sich an die hinreichend bekannten Spielregeln hält (keine Lebensmittel, saubere Schuhe etc.).

Zunächst ging es mit Marina in ein schönes Café zum Kennenlernen und danach zum Mount Eden, um uns einen Überblick zu verschaffen. Auckland ist grandios, ganz anders als man sich eine Millionenstadt vorstellt. Überall sind kleine Gärten, um jedes Häuschen herum ist es grün und die 63 Hügel (Vulkane), auf denen Auckland erbaut wurde, stellen natürliche Parks dar.

Danach noch eine kleine Stadtrundfahrt und ab ins Hotel. Das Sky-City-Hotel ist mitten in der City – hier steht der berühmte Sky-Tower.
Besonders cool ist es, im 10. Stock auf der Dachterasse im Pool zu liegen, während die Irren todesmutig an Seilen vom Tower hüpfen und kreischend an einem vorbeisegeln. Selig sind die Bekloppten, denn sie brauchen keinen Hammer.

Der erste Eindruck von Neuseeland: Liebenswert, offen, grün, die Uhren gehen langsamer, sogar in Auckland ein ganz leiser Hauch von Mittelerde …

Über sabine.scholl

Dies ist der Neuseeland-Blog von Sabine, Jenny und Stephan Scholl. Ausgewandert April 2007 :-)
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