Komisch. Es fühlt sich so ungewohnt an: der 28.03. ist ein „Day Off“, d. h. es passiert nichts heute, ausser, dass wir an Pool + Strand rumhängen. Sehr schön, das Leben könnte so einfach sein.
Am 29.03. haben wir uns aufgerafft – wenn schon nicht in die Stadt (zuviel Verkehr) – dann wenigstens die grösste Mall der Welt besuchen. Ist ca. 10 km vom Hotel entfernt und braucht nur eine halbe Stunde Anfahrt (!).
Die Landeier haben natürlich keinen Sinn für monströse Konsumtempel, wissen nicht, was sie kaufen sollen und wenden sich mit Grauen vom Kommerz – hin zum Fun: Bananaboat am Hotelstrand fahren … . Geil.
Am Abend (18.00 Uhr) ist gemütliches Beisammensein bei Badriah + Mohammed und ihren 6 (in Worten: SECHS) lieben Kinderchen angesagt. Da 3 Regentropfen gefallen sind, gibt es leider kein BBQ am Strand. Wir gehen dann aber trotzdem hin, weil die lieben Kleinen sonst für längere Zeit ein markerschütterndes Geheul anstimmen. Es ist schon dunkel + man sieht gar nichts mehr?? Macht nix. Big Mohammed (ein weiterer Freund) hat sich auch noch angekündigt, kommt dann zum Strand. Die Männer fahren die 47m zum Strand etwas gedrängt zu dritt im Auto, Badria knüllt die Kinder (6 + Jenny) auf die Rückbank des Jeep, drückt mir (auf dem Beifahrersitz) Kuchenplatte, Thermokanne und ettliche Gläser in die Hand und heizt mit ca. 93 km/std über die 47m bis zum Strand.
Irgendwie bin ich froh, über die gnädige Dunkelheit.
Freude und Hallo beim Wiedersehen mit Big Mohammed, wir stossen auch auf Mohammeds Beförderung (jetzt: COLONEL) bei der Polizei an. Derweil tobt der durchgeknallte Zwergenmob auf Speed bis zur Strasse von Hormuz und verlangt mit der Lautstärke durchstartender Jets nach Nahrung. Mit routinierter Todesverachtung wird die Meute von Badria zusammen getrieben und an der Karnickelfalte wieder in den Jeep befördert. Die Worte: „Kentucky Fried Chicken“ werden dabei laut, deutlich und beschwörend gebetsmühlenartig wiederholt. Der Jeep fährt ab, Mohammed gibt Stephan und mir Zeichen, dass wir uns wieder aus der Deckung wagen können.
Wir wollen eigentlich nur noch, dass der Abend zu Ende geht. War ja alles nett, aber jetzt ist es doch gut, oder? Eigentlich wollten wir gerne um ca. 22.30 Uhr im Bett sein – der nächste Tag mit Abdullah ist komplett durchgeplant und kein Zuckerschlecken.
Badria kennt aber das Wort „Gnade“ nicht. Als sie mit den vollgefressenen Aliens um ca. 22.00 Uhr wieder da ist, verkündet sie strahlend den Verlauf der weiteren Nacht: Die Vandalen parken vor der Glotze, die Erwachsenen gehen in die Mall und machen richtig was los. Stumme Feiglinge, die wir sind – heucheln wir (Mohammed, Sabine + Stephan) Freude und Begeisterung. Badria schmeisst sich noch schnell in Ihre beste schwarze Kutte mit extra-Handtuch vor der Nase (man will ja schick sein!!).
Zum zweiten Mal an diesem Tag pilgern wir in die Mall of the Emirates – auf dem Bild mit den beiden Grazien sieht man etwas die Attraktion dieser Mall: Eine Indoor-Ski- und Rodelpiste mitten in der Wüste. Um 23.00 Uhr wird das Essen aufgetragen, ca. 24.00 Uhr schleppen wir uns mit letzter Kraft in ein Cafe. Badria ist ja nicht müde … der Rest ist schon auf Reserve und Autopilot.
Der kleine Kaufrausch vor dem Essen war nur ein Strohfeuer – welches sich angesichts schliessender Läden in einen jähen Waldbrand ungeahnten Aussmasses auswächst. Die schlecht verdienenden Angestellten der angepeilten Läden lassen sich auch von der bedrohlich wirkenden Darth Vader-Figur (oder hier besser: Darth Mother) nicht erweichen. Mit dem Auftauchen der Sicherheutsleute verpufft der Waldbrand und die Karawane setzt sich in Richtung der Heimat in Bewegung. Nach nur einer Stunde Verabschiedung (!), bepackt mit den Schätzen des Orients, wecken wir Mohammed, der uns schliesslich gegen ca. 2.00 Uhr nachts am Hotel abliefert.
Wir fallen erschöpft + völlig genervt ins Bett – voll der Freude auf den nächsten Tag.
30.03. – pünktlich werden wir um 10.00 Uhr von Abdullah abgeholt – zunächst werden Farmen in Abu Dhabi besichtigt.
Sehr interessant, soetwas haben wir noch nicht gesehen. Es handelt sich hier um eine Zusammenstellung von überdimensionierten Schrebergärten im Wert von je ca. 250.000 , die (fast) alle mit ausgefeilten Bewässerungssystemen ausgestattet – und sehr produktiv sind. Faszinierend. Manche Eigentümer machen auch einen Wochenendwohnsitz mit Pool aus ihrem Land, die Zivilisation inklusive Stress + Dreck (jeder 2. leidet an Asthma) ist schliesslich vollumfänglich in den Emiraten ausgebrochen. Bin gespannt, ob sie bald das Kurwesen einführen … . Das Kindergeld und weitere Kinder-Subventionen wurden schon abgeschafft, es scheint den Scheichs zu dämmern, was da mit der nächsten Generation auf sie zukommt.
13.00 Uhr Lunch beim Inder in der Mall THE DOME (Feine Menschen gehen in die feinen, kleinen Malls!). Mit Hanadi und den Kindern. 14.30 Uhr: Kaffee + Kuchen bei Abdullah + Hanadi zuhause. Die Hü ist wirklich ein kleiner Palast, geschmackvoll, mit einem hübschen Garten. Das Ganze managt Hanadi fast ganz alleine (die beiden philippinischen Hausmädchen hängen ja nur faul rum). 17.00 Uhr Mohammed und Abdullahs Mutter im Krankenhaus besucht, dann Stau, dann 19.00 Uhr im Hotel gelandet, verabschiedet. Sabine + Jenny noch ein letztes Mal in den Pool. 20.00 Uhr letzte Nahrungsaufnahme und ab 21.30 Uhr Packorgie, da am 31.03., 10.00 Uhr Abflug – also Hotel-Checkout und -Abfahrt 5.45 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt fühlten wir uns, als ob man uns tagelang durch den Wolf gedreht hätte.
3. Versuch: Ich kann es mir so richtig vorstellen!!! Man könnte meinen, daß alles was danach kommt, einen Hauch von Urlaub in sich haben könnte…. Bussi INGE