jau!

10.7.08, Donnerstag. Die Woche wäre rum … morgen bin ich mit meinem Kollegen Colin wieder auf Lehrgang. Irgendwie muss ich mir immer das Lachen verkneifen, wenn ich drandenke, dass mein Arbeitgeber Geld dafür ausgibt, dass ich mir tagelang in Ruhe Gedanken mache, ob mein Leben auch im Einklang mit meinen Wünschen ist. Wenn man im deutschen Arbeitsklima steckt, klingt das wahrscheinlich ziemlich absurd. In zwei Wochen und in 6 Wochen bin ich jeweils wieder 3 Tage auf solchen Lehrgängen. Wahrscheinlich glaubt mir das Keiner!?

Colin geht es ähnlich – obwohl er aus Schottland kommt, wo es auch um einiges gemütlicher zugeht als in D. Er war dort bei der Regionalverwaltung der Stadt Stirling (in der Nähe von Glasgow) beschäftigt – entspricht ungefähr einem deutschen Landratsamt – und hatte dort eine 35-Stunden-Woche. Er ist also eine freizeitlastige Arbeitsumgebung gewohnt. Aber diese sozialpädagogischen Extras hier in NZ sind schon der Ober-Brüller 😉
Colin’s Akzent ist ziemlich breit, ein relativ harter Highland-Dialekt (nicht die weiche, melodische Variante der Küstenbewohner) und ich finde ihn richtig klasse. Die Kiwis verstehen seine Sprache nicht – und wundern sich immer, dass ich ihn gut verstehe und manchmal übersetze. Das sorgt immer für grosse Heiterkeit und es wurde schon darüber nachgedacht, ihm einen Englischkurs zu auf DVD zu schenken 🙂 Colin trägt es mit Fassung und droht damit, demnächst Gälisch zu sprechen … da kann ich dann auch nicht mehr helfen 🙂

Bei Stephan haben sie jetzt aus Verzweiflung KAIZEN eingeführt – der allgemeine Unlust-Faktor scheint Rekordhöhen (vergleichbar dem Ölpreis) erreicht zu haben. Kaizen ist eine japanische Leben- und Arbeitsphilosophie (Wikipedia), das Streben zur ständigen Verbesserung von: Arbeitsqualität, Mitarbeiterzufriedenheit, Leberwurst, Aktienkursen, Kreativität, Identifikation mit dem Unternehmen, Zeitmanagement und wahrscheinlich dient es auch dem Weltfrieden (…). Solche Besserungs-Moden tauchen seit einigen Jahren mit schöner Regelmässigkeit (auch in Europa) auf, es wird immer mal wieder eine andere Sau durchs Dorf getrieben: Lean Management, Just-in-Sequence, Kanban, Nouvelle Cuisine, Six Sigma usw. usw.. Eigentlich geht es bei den meisten Methoden um (Qualitäts-)Verbesserung von Produktion und Fertigung (viele Impulse in die Richtung kommen von Toyota) – aber wenn man richtig Kohle investiert, kann man es ja auch mal einer IT-Firma überstülpen. Warum nicht?
Der einzige Impuls der dabei rauskommt, ist derjenige, der das Fass zum Überlaufen bringt – und die Leute kündigen reihenweise. Wenn Stephan’s Chef und seine Kollegen nicht so eine gute Truppe wären, hätte Stephan den Mist auch schon hingeschmissen.

Über sabine.scholl

Dies ist der Neuseeland-Blog von Sabine, Jenny und Stephan Scholl. Ausgewandert April 2007 :-)
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2 Antworten zu jau!

  1. Inge sagt:

    Wie ich sehe, seid Ihr vollauf beschäftigt….heißt das, daß Stephan morgens im Büro vielleicht demnächst Yoga macht?? Und grünen Tee trinkt und eine Stunde meditiert, damit die Harmonie bei seinem Arbeitgeber einzieht?? Ich bin gespannt!!!! Trotzdem ein schöes Wochenende für Euch ud viele Bussis INGE

  2. Michael sagt:

    Habe ich richtig gelesen? Kaizen??? Das gab es in der SRH auch …. Bussi Michi

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